CfP: Kindheit und Pandemie – Diskurse, Räume, Institutionen (Soziologiekongress)
Kindheit und Pandemie – Diskurse, Räume, Institutionen
Call for Papers
für die gemeinsame Sektionsveranstaltung der DGS Sektion »Soziologie der Kindheit« und der ÖGS Sektion »Stadtforschung« auf dem Soziologiekongress 2021 Post-Corona-Gesellschaft? Pandemie, Krise und ihre Folgen vom 23.-25. August 2021 in Wien
Organisator*innen: Christoph T. Burmeister, Raphaela Kogler, Lars Alberth
Call als PDF: Hier.
Alltägliche Praktiken, Routinen und Gewohnheiten der Kinder sowie im weiteren Sinne von Kindheit und Erwachsenheit sind seit Beginn der Pandemie durch die getroffenen politischen Maßnahmen in erheblichen Maße tangiert worden. Aktivitätsmöglichkeiten der Kinder etwa wurden in unterschiedlichen institutionellen Räumen eingeschränkt, wobei nicht nur physische Bewegungsfreiheiten, sondern auch allgemein soziale Interaktionen von und mit Kindern begrenzt worden sind. Dabei hat die Pandemiebekämpfung nicht nur schlicht zu räumlich-institutionellen Einschränkungen geführt, es wurden überdies auch neue räumliche, institutionelle Konstellationen formell wie informell hervorgebracht. So lassen sich ausgehend von Kontakteinschränkungen sowie zahlreichen Öffnungs- und Schließungsmechanismen verschiedene Raumtypen und Raumkonfigurationen für Kinder und Kindheit/Erwachsenheit ausmachen. Verbote, Empfehlungen und Restriktionen beziehen sich in Zeiten der Pandemie – geographisch und zeitlich – auf physische Räume der Kinder (z.B. Bedeutung des nahen Wohnumfeldes), definierte Spiel- und Freiräume (z.B. Spielplatzverbote), institutionelle (z.B. Familie, Vereine) sowie mediale Räume. Damit einhergehend werden neben den häufig debattierten Bildungsungleichheiten ebenso generationale Ungleichheiten (z.B. Rolle des Kindes bei der Gestaltung des Lockdowns im familialen Kontext) und sozialräumliche Ungleichheiten (z.B. Stadt- und Landkindheit) tragend.
Doch obwohl Kinderkulturen von den politischen Maßnahmen so entschieden berührt wie beeinflusst werden und »Kinder« häufig Gegenstand des politischen, öffentlichen, wissenschaftlichen Corona-Diskurses sind, bleiben Kinder selbst merkwürdigerweise – oder typischerweise – weitestgehend abwesend. Allenthalben werden in diesem Kindheiten konstruiert, die Kinder vornehmlich als Problem von Sorgearbeit angesichts des Gebots und/oder der Notwendigeit adultiver Lohnarbeit erscheinen lassen, die Kindheit auf Bildung sowie bedrohte Bildungszertifikate reduzieren und die die »kindliche Entwicklung« als gefährdet markieren. Kurzum, Kindheit ist in diesem Diskurs einerseits zentrales Problemelement gegenwärtiger vergeschlechtlichter Sorgearbeitsverhältnisse, andererseits wird sie vornehmlich auf das Ausbilden von Humankapital zum zukünftigen gesellschaftlichen Reüssieren bezogen.
Call for Papers
für die gemeinsame Sektionsveranstaltung der DGS Sektion »Soziologie der Kindheit« und der ÖGS Sektion »Stadtforschung« auf dem Soziologiekongress 2021 Post-Corona-Gesellschaft? Pandemie, Krise und ihre Folgen vom 23.-25. August 2021 in Wien
Organisator*innen: Christoph T. Burmeister, Raphaela Kogler, Lars Alberth
Call als PDF: Hier.
Alltägliche Praktiken, Routinen und Gewohnheiten der Kinder sowie im weiteren Sinne von Kindheit und Erwachsenheit sind seit Beginn der Pandemie durch die getroffenen politischen Maßnahmen in erheblichen Maße tangiert worden. Aktivitätsmöglichkeiten der Kinder etwa wurden in unterschiedlichen institutionellen Räumen eingeschränkt, wobei nicht nur physische Bewegungsfreiheiten, sondern auch allgemein soziale Interaktionen von und mit Kindern begrenzt worden sind. Dabei hat die Pandemiebekämpfung nicht nur schlicht zu räumlich-institutionellen Einschränkungen geführt, es wurden überdies auch neue räumliche, institutionelle Konstellationen formell wie informell hervorgebracht. So lassen sich ausgehend von Kontakteinschränkungen sowie zahlreichen Öffnungs- und Schließungsmechanismen verschiedene Raumtypen und Raumkonfigurationen für Kinder und Kindheit/Erwachsenheit ausmachen. Verbote, Empfehlungen und Restriktionen beziehen sich in Zeiten der Pandemie – geographisch und zeitlich – auf physische Räume der Kinder (z.B. Bedeutung des nahen Wohnumfeldes), definierte Spiel- und Freiräume (z.B. Spielplatzverbote), institutionelle (z.B. Familie, Vereine) sowie mediale Räume. Damit einhergehend werden neben den häufig debattierten Bildungsungleichheiten ebenso generationale Ungleichheiten (z.B. Rolle des Kindes bei der Gestaltung des Lockdowns im familialen Kontext) und sozialräumliche Ungleichheiten (z.B. Stadt- und Landkindheit) tragend.
Doch obwohl Kinderkulturen von den politischen Maßnahmen so entschieden berührt wie beeinflusst werden und »Kinder« häufig Gegenstand des politischen, öffentlichen, wissenschaftlichen Corona-Diskurses sind, bleiben Kinder selbst merkwürdigerweise – oder typischerweise – weitestgehend abwesend. Allenthalben werden in diesem Kindheiten konstruiert, die Kinder vornehmlich als Problem von Sorgearbeit angesichts des Gebots und/oder der Notwendigeit adultiver Lohnarbeit erscheinen lassen, die Kindheit auf Bildung sowie bedrohte Bildungszertifikate reduzieren und die die »kindliche Entwicklung« als gefährdet markieren. Kurzum, Kindheit ist in diesem Diskurs einerseits zentrales Problemelement gegenwärtiger vergeschlechtlichter Sorgearbeitsverhältnisse, andererseits wird sie vornehmlich auf das Ausbilden von Humankapital zum zukünftigen gesellschaftlichen Reüssieren bezogen.
Diese Spannungen als »Rückfall« in überkommen geglaubte vergeschlechtlichte und generationale »Rollen« zu deuten, verkennt die Zentralität von Kind und Kindheit/Erwachsenheit für die Strukturen und Mechanismen kapitalistisch-gesellschaftlicher Reproduktion. So gesehen, würde die »Corona- Gesellschaft« weniger einen emanzipativen Schritt zurück bedeuten, als bestehende historisch grundierte und strukturell fundierte vergeschlechtlichte und generationale Ungleichheitsverhältnisse offensichtlich machen.
Diesen Diskursen, Räumen und Institutionen des Zusammenhangs von Kindheit und Pandemie und damit dem Wie und Was der »Corona-Gesellschaft« wollen wir in der gemeinsamen Veranstaltung analytisch-reflektierend nachgehen. So sind Beiträge, die unter anderem eine der folgenden Fragen aus theoretisch-konzeptueller oder empirischer Sichtweise bearbeiten, herzlich willkommen:
Diesen Diskursen, Räumen und Institutionen des Zusammenhangs von Kindheit und Pandemie und damit dem Wie und Was der »Corona-Gesellschaft« wollen wir in der gemeinsamen Veranstaltung analytisch-reflektierend nachgehen. So sind Beiträge, die unter anderem eine der folgenden Fragen aus theoretisch-konzeptueller oder empirischer Sichtweise bearbeiten, herzlich willkommen:
- Welche Ausgestaltungen von Kindheit(en) lassen sich in pandemischen Zeiten identifizieren?
- Welche Bedeutungen besitzen aus Sicht der Kinder öffentliche, urbane, private und familiale
Räume in Zeiten der Pandemie? - Welche Konsequenzen haben diverse Öffnungs- und Schließungsmechanismen unterschiedlicher Räume und Raumkonfigurationen für Kindheit und Kinder?
- Welche Kindheitskonstruktionen lassen sich in den politischen, öffentlichen, wissenschaftlichen Corona-Diskursen ausmachen?
- Welche Bedeutungen und Funktionen von Kind/Kindheit respektive Kindheit/Erwachsenheit drücken sich in den politischen Maßnahmen für die Praktiken kapitalistisch-gesellschaftlicher Reproduktion aus?
Wir bitten um Vortragsvorschläge (deutsch oder englisch) von maximal einer Seite (ca. 400 Wörter) bis zum 15. März 2021 an Christoph T. Burmeister (christoph.burmeister(at)hu-berlin.de), Raphaela Kogler (raphaela.kogler(at)univie.ac.at) und Lars Alberth (alberth(at)leuphana.de).