Sektionsveranstaltungen ÖGS Kongress 2025

Polarisierende Figuren. Geschichte und Gegenwart

Call for Abstracts für eine Sektionsveranstaltung auf dem 28. Kongress der ÖGS vom 30. Juni bis 2. Juli 2025 in Graz. Deadline: 3. März 2025

In Krisen- und Umbruchszeiten konzentriert sich die öffentliche Diskussion auf Figuren, die in der Lage sind, die brennenden Fragen der Gegenwartsgesellschaft anschaulich zu verkörpern. So erlangte Greta Thunberg innerhalb kürzester Zeit enorme mediale Aufmerksamkeit, weil über ihren öffentlichen Auftritt drängende Fragen des Umgangs mit dem Klimawandel verhandelt wurden und sich darin die Verkörperung der Sozialfigur „Klimaaktivistin“ auf paradigmatische Weise studieren lässt. Solche Figuren bewegen bzw. affizieren die Menschen – und dies oftmals in polarisierender Weise: Die einen bewundern sie und sehen in ihr eine vielversprechende Zukunft, während andere sie ablehnen oder gar hassen. Nur selten lassen diese Figuren die Zeitgenoss:innen kalt.

Solche ‚Sozialfiguren‘ (vgl. Moebius & Schroer 2010; Moser & Schlechtriemen 2018) sind soziologisch interessant, weil sich an ihnen sowohl die akuten Themen der Gegenwartsgesellschaft als auch die aktuellen Affektlagen studieren lassen. Entsprechend wurden sie in der Geschichte der Soziologie immer wieder aufgegriffen, als Ausgangspunkt soziologischer Forschungen genutzt oder es entstanden in soziologischen Texten Figurenbeschreibungen, die dann auch als Selbstbeschreibungen der Gesellschaft fungierten (Le Grand 2019; Turner 2019).

Die Sektionsveranstaltung fragt nach den polarisierenden Dynamiken von Sozialfiguren in der öffentlichen Selbstverständigung: Wie vollzieht sich der polar entgegengesetzte Bezug auf Sozialfiguren? Wenn man Sozialfiguren als Anzeiger für ein gesellschaftliches Klima, für Kälte- und Wärmegrade oder auch Überhitzung sieht, zeichnen sich gegenwärtige Sozialfiguren durch besonders hitzige Debatten aus? Welche Rolle spielen dabei Soziale Medien? Wichtig ist uns dabei auch der historische Vergleich und die Frage nach Sozialfiguren in der Geschichte der Soziologie: Welche Sozialfiguren hat die Soziologie aufgegriffen und wie hat sie deren Themen soziologisch aufgeschlossen? Welche Figurenbeschreibungen aus der Soziologie haben eine gesellschaftliche Wirkung entfaltet und die Zeitgenoss:innen besonders affiziert?

Wir freuen uns auf Beitragsvorschläge (maximal 1 Seite) inklusive Kurz-CV bis zum 03.03.2025 an die Organisatoren Raffael Hiden und Tobias Schlechtriemen.

Kontakt

Raffael Hiden
raffael.hiden(at)uni-graz.at

Tobias Schlechtriemen
tobias.schlechtriemen(at)soziologie.uni-freiburg.de

Literatur

Le Grand, E. (2019). Conceptualising social types and figures: From social forms to classificatory struggles. Cultural Sociology, 13(4), 411–427.

Moebius, S., & Schroer, M. (2010). Diven, Hacker, Spekulanten. Sozialfiguren der Gegenwart. Suhrkamp.

Moser, S. J., & Schlechtriemen, T. (2018). Sozialfiguren – zwischen gesellschaftlicher Erfahrung und soziologischer Diagnose. Zeitschrift für Soziologie, 47(3), 164–180.

Turner, C. (2019). Social types and sociological analysis. History of the human sciences, 32(3), 3–23.


Körperlichkeit und Emotionen. Geschichte und Gegenwart

Call for abstracts/ Sektionsveranstaltung der Sektion Geschichte der Soziologie auf dem 28. Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie (ÖGS) 2025 

Deadline: 15..3. 2025

Bereits die sogenannten Klassiker:innen der Soziologie haben sich mit Körperlichkeit, sinnlicher Wahrnehmung und den damit verbundenen Emotionen und Stimmungen vor dem Hintergrund politischer, ökonomischer, kultureller und sozialer Modernisierungsprozesse auseinandergesetzt, auch wenn sich erst mehr als 100 Jahre später in unterschiedlichen Disziplinen ein sogenannter emotional turn beobachten lassen sollte. Dabei stand beispielsweise das Narrativ von zunehmend zweckrational agierenden, affektkontrollierenden, gleichzeitig aber unter den Zwängen der Moderne leidender Individuen der Erzählung einer von Emotionen gesteuerten, nur durch äußeren Zwang kontrollierbaren „Massen“ gegenüber, die ihre Körperlichkeit in den jeweiligen sozialen Situationen ausleben und nicht mehr zu beherrschen vermögen. Diese Sektionsveranstaltung fragt nach der Thematisierung, Kontextualisierung und Bedeutungszuschreibung von Körperlichkeit und damit verbundener Emotionen und Stimmungen in einer explizit soziologiegeschichtlichen Perspektive. Dabei sollen insbesondere auch Zugangsweisen von „Soziologinnen“ und „Soziologen“ Berücksichtigung finden, die jenseits des soziologischen Mainstream-Klassiker-Kanons bis dato wenig analysiert und diskutiert wurden. 

Organisation: Sabine A. Haring-Mosbacher und Stephan Moebius 

Kontakt: sabine.haring@uni-graz.at;  stephan.moebius@uni-graz.at

Deadline: 15.3.2025